Pressemeldungen aus 2011

Neue Westfälische vom 28.09.2011

Verständnis durch Gehör - Der "Ohrenmensch" ist das Herzstück von Horst Perlicks Ausstellung

Bünde. Alle Veränderung beginnt mit dem Gehör. Verstand und Verständnis, Wandlung und Menschwerdung, ja selbst Völkerverständigung und soziale Gerechtigkeit haben ihren Ursprung nach Ansicht des Bünder Künstlers Horst Perlick in diesem einen Sinn. Und so bildet die Skulptur "Der Ohrenmensch" fast zwangsläufig das Herzstück seiner Ausstellung, die am 9. Oktober in der Kirche zu Dünne eröffnet wird.

Der "Ohrenmensch" bildet einen metamorphosen Zustand des Menschen ab.

Anstelle des Kopfes trägt die Skulptur ein großes Ohr, das von beiden Seiten hören kann. Perlick: "Erst durch die Ausrichtung aufs Hören ist der Mensch in der Lage, seinen verstand zielgerichtet zu nutzen".

Die Verwandlung des Herzens steht diesem neuen Menschen noch bevor: ein Loch an besagter Stelle gibt dem Ausdruck. Erst im Zuge der Verwandlung wird aus dem steinernen ein fleischliches Herz.

Die Skulptur geht auf einen Bibelvers aus dem Buch Hesekiel zurück.
Eigentlich, so sagt es der Maler und Bildhauer aus Bünde, handele es sich um eine Gemäldeausstellung. "Je nach Platz wird sie etwa 25 Öl-Bilder umfassen, wovon sich die Hälfte mit dem Thema Israel auseinandersetzen". Und das aus gutem Grund, beschäftigt ihn das jüdisch geprägte Land im nahen Osten doch schon seit seiner Kindheit.
Bereits in jungen Jahren besuchte Horst Perlick verschiedene Synagogen in seiner Berliner Heimat, im Jahr 1973 verschlug es ihn sogar selbst nach Israel, wo er auch seine spätere Ehefrau kennen lernte. Seither lässt ihn der Staat nicht mehr los und wurde selbst Teil seiner Arbeit. "Mir geht es um einen Einstieg in das Thema", sagt Perlick, "meine Bilder beschreiben Landschaft, Religion, auch die landeseigene Kultur".

So ist es auch nicht verwunderlich, dass seine Ausstellung in der Dünner Kirche als Benefizveranstaltung für die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem in Jerusalem ausgelegt ist. "Ziel ist es, die Ohrenmensch-Skulptur am 70. Jahrestag der Wannseekonferenz am 21. Januar 2012 übergeben zu können. Als Zeichen für ein verändertes Deutschland", erklärt Perlick.

Die Plastik als Herzstück der Exposition stehe dabei für einen aktuellen Prozess der Wandlung, der von gegenseitigem Verständnis durch gegenseitiges Zuhören der Völker Deutschlands und Israels geprägt sei (siehe Info-Kasten). "Ob dieser Prozess aber gelingt, ist eine ganz andere Frage", sagt der Künstler.

Die Ausstellung wird am 9. Oktober in der Dünner Kirche eröffnet und ist dort bis zum 20. November zu sehen.
von Felix Eisele